Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die die Schilddrüsentätigkeit beeinflussen: Störungen in den Steuerzentren im Gehirn, Pathogene (Krankheitserreger) von Infektionen und Krankheiten sowie Toxine von Medikamenten, aus Lebensmitteln und Umwelt und nicht zuletzt die Funktion der Leber. In diesem Beitrag werde ich Sie über diese Zusammenhänge weiter informieren.

  1. Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
    Ein Mangel an Schilddrüsenhormonen kann angeboren sein und auf mütterlichen Jodmangel in der Schwangerschaft oder eine fehlerhafte Anlage der Schilddrüse zurückgehen. Auch Entzündungen, Operationen und Radiojodtherapien der Schilddrüse sowie Medikamente können eine Unterfunktion auslösen. Bestimmte Gehirntumore können die Ausschüttung des TSH (Thyreotropins) und der Schilddrüsenhormone T3 und T4 beeinträchtigen. Wenn die Ursache der Unterfunktion in der Schilddrüse selbst liegt, bezeichnet man sie als primäre und wenn sie nicht dort liegt, als sekundäre Hypothyreosen (Unterfunktionen der Schilddrüse). Bis auf eine Ausnahme sind mir nur Patienten begegnet, bei denen eine primäre Hypothyreose bestand.
  2. Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
    Die Ursache einer gesteigerten Produktion und vermehrten Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen befindet sich fast immer in der Schilddrüse selbst. Mitunter entstehen in ihr an einer bestimmten Stelle oder gestreut Bereiche, die ungesteuert Hormone produzieren (Schilddrüsenautonomie). Sind diese Areale zu groß oder zu aktiv, schaffen es die gesunden Bezirke nicht mehr, mittels Impulsen an die Schaltzentrale, den erhöhten Anfall an Hormonen zu regulieren und auszugleichen.
    Zu Beginn einer Schilddrüsenentzündung, als Folge eines Schilddrüsentumors oder einer Überdosierung von Schilddrüsenhormon-Tabletten kann ebenfalls eine Überproduktion von Schilddrüsenhormonen auftreten.
    Oft geht eine Schilddrüsenunterfunktion einer -überfunktion voraus. Damit Betroffenen und ihren Ärzten ein nicht selten vorkommender Shift (Schilddrüsen-Funktionswechsel), der zu weitreichenden, sehr ernsten Folgen führen kann, entgeht, sollten sie 3 – 4 x jährlich ihren TSH-Wert bestimmen lassen.
  3. Schilddrüsendysfunktion (Hypothyreose im Wechsel mit Hyperthyreose)
    Bei dieser Fehlfunktion, die entweder auf eine Störung im Gehirn und/oder in der Schilddrüse selbst zurückgeht, bildet die Schilddrüse mal zu wenig, mal zu viel Hormone. In der hypothyreotischen (Unterfunktions-)Phase arbeiten die hiervon betroffenen Organe auf Sparflamme und in der hyperthyreotischen (Überfunktions-) Phase die hiervon betroffenen Organe auf Hochtouren. Diese Funktionsstörung begegnet mir sehr selten. Leider war sie in den mir bekannten Fällen – trotz zeitweilig heftiger Symptome – von Fachleuten unerkannt geblieben.

Hier kommt nun ein hier bei uns von vielen Fachleuten verkannter Zusammenhang:

Die Wechselbeziehung zwischen Leber und Schilddrüse

Das TSH-Hormon regt die Schilddrüse an, aus der Aminosäure Tyrosin die Schilddrüsenhormone T4 und T3 zu bilden. In unserem Blut befindet sich ca. 40 mal mehr T4 als das schneller und ca. 3 – 8 mal stärker wirksame T3.

Nur etwa 20% des T3 entsteht direkt in der Schilddrüse. Bei 60 % des dort gebildeten T4 sorgt erst das Enzym Deiodase in der Leber dafür, dass es ein Atom abgibt und sich dadurch in das effektivere T3 umwandelt.

Dazu nun ein bezeichnendes Fallbeispiel:

Bei einer Patientin führte ich ihre früher heftigen Stausymptome sowie die aktuelle Verstopfung auf eine schwach funktionierende und mit Gallengrieß zugesetzte Leber zurück. Die folgende Abbildung soll verdeutlichen, wie Gallengrieß und in der Folge eine Schilddrüsenfunktionsstörung entsteht:

Anders als andere Blockaden erfordern diese Ausfällungen in der Stoffwechsel-Zentrale Leber zusätzlich zu meiner homöopathischen Therapie den Einsatz eines natürlichen Gallensäure-Präparates.
Als die Patientin, die vor einigen Monaten ihr zweites Kind bekommen hatte, diese Substanz einnahm, trat eine Verstopfung auf. Nach kurzem Überlegen kam ich zu dem Ergebnis, dass die Patientin dieses Präparat häufiger einnehmen müsse. Als ich ihr das per Mail mitteilte, antwortete sie mir ebenfalls per Mail, dass alles in Ordnung sei. Vorsichtshalber fragte ich nach, was sie gemachte habe. Ich erfuhr, dass sie das Präparat abgesetzt habe. Darauf erwiderte ich, dass ich das für einen Fehler halte und riet ihr als Beleg dafür zu einer Blutuntersuchung.
Diese ergab einen erschreckenden Befund: Bei einem hohen Cholesterinwert war ihr TSH-Wert, der zuvor gut 6 betragen hatte, auf über 26 mU/l gestiegen! Eine massive Schilddrüsenunterfunktion mit einem so hohen Wert, der mir noch nicht begegnet war!
Ich fragte sie, ob sie keine Beschwerden bemerkt habe. Sie teilte mir mit, dass sie nur einen Kloß im Hals verspürt habe.
Dass keine weiteren Symptome – wie z.B. Leistungsabfall und Müdigkeit – aufgetreten sind, führe ich auf die eingenommenen Nosoden, besondere Homöopathika, zurück sowie darauf, dass sie sich mit Paleo-Kost ernährte.


Auf meinen Rat hin nahm sie dann das Präparat mindestens eine 1/2 Std. vor den Mahlzeiten ein. Darauf verschwanden das Kloßgefühl und die Verdauungsstörungen. Jetzt warte ich gespannt auf ihren neuen, noch zu bestimmenden TSH-Wert…

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