Warum greife ich dieses Thema auf, über das sich bereits viele Artikel im Internet befinden? Quantität bedeutet besonders in diesem Fall keine Qualität. Denn trotz all der Erklärungen dazu, wodurch ein hoher Cholesterinspiegel entsteht und wie man ihn behebt, vermisse ich eine Ursache, die ich stets von Neuem bei meinen Patienten entdecke. Der erste Schritt, um ein Problem zu lösen, besteht aber darin, die wahre Ursache zu erkennen. Erfahren Sie nun, was tatsächlich hinter einem entgleisten Cholesterinwert steckt und welche unerwartete Lösungsmöglichkeiten sich daraus ergeben!

Die beiden Extreme von Cholesterin
1. Lebensnotwendiger Baustoff

Diese Abbildung soll die 2 Seiten der Medaille von Cholesterin skizzieren. Sie soll wiedergeben, dass uns diese Substanz einerseits am Leben erhält und uns andererseits enorme gesundheitliche Risiken beschert. Die folgende Abbildung stellt die Reihe von Stoffen dar, die aus Cholesterin entstehen:

2. Lebensgefährliche Substanz

Ohne diesen lebenswichtigen Ausgangsstoff können wir nicht existieren, aber zu viel davon bedroht unser Leben. Stark entgleiste Cholesterinwerte erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es kann sich zusammen mit Fettpartikeln in Blutgefäßen ablagern und sie sogar verstopfen.

Diese Abbildung skizziert neben einem normalen Blutgefäß eine Arterie mit einer derartigen Ablagerung, was man Arteriosklerose nennt. Dieser Begriff drückt aus, dass die Beschichtung der Innenwände zu einer Verhärtung (= „Sklerose„) der Gefäße führt.

Durch Arteriosklerose verschlechtert sich die Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr zum Herzen und Hirn, wodurch es zu einem Herz- oder Hirninfarkt kommen kann.

Die Cholesterin-Misere

Wodurch entstehen diese beiden extremen Gegensätze bei Cholesterin?
Weil wir nicht auf Cholesterin verzichten können, sorgt unser Organismus von selbst dafür, dass es uns nicht an Nachschub fehlt: Unser Körper bildet es nicht nur ständig neu, sondern durch einen speziellen Recycling-Kreislauf zwischen Leber und Darm landet es stets von neuem zusammen mit Gallensäuren wieder in der Leber. Nur unter 10% scheiden wir mit unserem Stuhl aus. Daher tritt nur selten ein Mangel an Cholesterin auf, selbst dann, wenn wir uns cholesterinarm ernähren.

Dennoch sollten wir – neben herkömmlichen Medikamenten – die hier abgebildeten Lebensmittel meiden. Das gilt insbesondere für Alkohol, ungesunde (!) Fette und Milchprodukte, Hülsenfrüchte und weitere stärkehaltige, aus Getreide erzeugte Produkte sowie Zucker. Wussten Sie bereits, dass aus Vollkorn, genauso wie aus normalem Mehl, in unserem Körper Zuckermoleküle entstehen?

Leber-Gallen-Belastung

Was passiert, wenn wir uns mit derartigen Lebensmitteln ernähren? Wir sorgen dafür, dass Leber und Galle auf Hochtouren unseren Stoffwechsel regulieren müssen. Dadurch laufen wir Gefahr, dass im Laufe unseres Lebens folgendes passiert:
Das zähe Gallensekret, das neben Wasser hauptsächlich Elektrolyte, Gallensalze, Enzyme, Lecithin und Cholesterin enthält, verändert seine Zusammensetzung. Dadurch entmischen sich seine Bestandteile und winzige Gallensteine, Gallengrieß oder Sludge genannt, fallen aus.
Der Begriff Cholesterin geht übrigens darauf zurück, dass ein Chemiker schon im 18. Jahrhundert die in einem Gallenstein entdeckte Substanz so bezeichnete. Er setzt sich zusammen aus Chole (= „Galle“) und -sterin, was von stereos (= „fest“, „hart“, „versteinert“) abstammt.

Da es sich bei Gallengrieß um nur Millimeter große Gebilde handelt, verkennen viele von uns und auch nicht selten Mediziner seine schädlichen Auswirkungen, außer z.B. Chirurgen, die ihn durch einen endoskopischen Eingriff entfernen. Gemeinhin nimmt man an, dass diese Winzlinge mit der in der Leber gebildeten Galle zuerst in die Gallenblase und von dort aus in den Dünndarm abfließen. Angeblich, so liest man sogar in der Fachliteratur, sollen sie nur in Ausnahmefällen Verstopfungen auslösen.
Generell rechnen Fachleute eher damit, dass größere Gallensteine die Gallenblase oder deren Ausgang zusetzen und dadurch ein krampfhaftes Zusammenziehen der Muskulatur, sprich Koliken, hervorrufen können. Diese Annahmen stimmen aber nicht – im Gegenteil!

Systemstörung

Der Grund: Die in Leberzellen gebildete Galle sammelt sich zunächst in mikroskopisch kleinen, mit dem bloßen Auge nicht sichtbaren Gallenkanälchen an. Daher können bereits ganz kleine Körner diese Transportwege mit ihrem winzigen Durchmesser verstopfen und wie Sand im Getriebe eine Systemstörung bis hin zu einem beeinträchtigten Stoffwechsel insgesamt bewirken. Dieses durch Gallengrieß ausgelöste Beschwerdebild nennt man Mikrolithiasis (= „Klein-Sein-Leiden“).

Nach meiner Erfahrung summieren sich über Jahre hin die Körnchen in den Gallenkanälchen, bis es zu Beschwerden, wie in der Abbildung aufgeführt, kommt. Bei einer Patientin sind übrigens bis auf ausgeprägten Herzfunktionsstörungen einander abwechselnd alle übrigen Symptome aufgetreten.

Entgleiste Blutfettwerte

Dass Patienten unter Mikrolithiasis leiden, erkenne ich an von mir so bezeichneten Stausymptomen, die von einer gestörten Zirkulation und einem beeinträchtigten Stoffwechsel zeugen, sowie an entgleisten Blutfettwerten, zu denen unter anderem Cholesterin gehört.
Wodurch steigt bei Mikrolithiasis die Konzentration von Cholesterin im Blut über das Normalmaß von ca. 200mg/dl an?
Die zugesetzten Gallenkanälchen behindern die Aufnahme und den Abfluss von Gallensekret. In der Folge kann auch das in der Leber reichlich vorhandene Cholesterin nicht mit der Galle abfließen. Dadurch staut es sich ins Blut zurück, was wiederum zu dem  entgleisten Laborwert führt.
Obwohl Mikrolithiasis bei meinen Patienten bislang stets hinter erhöhten Cholesterinwerten steckte, kann ich natürlich nicht andere Ursachen ausschließen. Bei einigen Patientinnen hatten sich darüber hinaus auch größere Gallensteine gebildet. Dabei handelte es sich sozusagen um die Spitze eines Eisberges, bei der sich im Verborgenen reichlich Gallengrieß angesammelt hatte, bis das Maß überlief und schließlich Gallensteine hervortraten.

Behandlung

Wenn eine Mikrolithiasis besteht, kann man durch entsprechende Behandlung mit einem Gallensäure-Präparat allmählich die Steinchen auflösen und bewirken, dass Leber und Galle wieder ihre Funktionen besser erfüllen können. In der Folge fließt Cholesterin wieder besser mit der Galle in den Darm ab. Studien sowie Tierversuche belegen, dass innerhalb von 3 – 5 Monaten bei einigen Probanden der Cholesterinwert um ein Drittel gesunken war, in anderen Fällen ging er erst nach einem Jahr zurück.

Betroffenen Patienten verordne ich das Gallensäure-Präparat zur zusätzlichen Einnahme zur homöopathischen Nosodentherapie. Die Nosoden sorgen bei umfassender Verordnung einerseits dafür, dass die Patienten, die das Gallensäure-Präparat benötigen, es in der Regel ohne Nebenwirkungen vertragen und andererseits dafür, dass beides zusammen sich optimal entfalten kann. Das habe ich häufig in vorher allen Behandlungen widerstehenden, fortgeschrittenen Krankheitsfällen erlebt.

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