Es gibt nur wenige Menschen, deren Schilddrüse normal funktioniert. Leider stellen die untersuchenden Ärzte eine Schilddrüsenfehlfunktion in der Regel erst im fortgeschrittenen Zustand fest. Woran das liegt, werden Sie gleich erfahren.

TSH ist die Abkürzung von Thyreoidea stimulierendes Hormon, was Schilddrüse anregendes Hormon bedeutet, und stellt den zentralen Schilddrüsenwert dar. Häufig lässt sich anhand des TSH-Wertes erkennen, ob eine Schilddrüsenfehlfunktion besteht, und um welche es sich handelt. Das trifft vor allem dann zu, wenn bei einer normal ausgebildeten Schilddrüse noch keine Größenveränderungen oder knotige Umbauten entstanden sind.

Schilddrüsenunterfunktion

Abweichend von dem, was Labore bei Untersuchungen als normale Werte angeben, habe ich die Aussage eines Arztes, dass eine Schilddrüsenunterfunktion bereits ab einem TSH-Wert von 1 (mU/l*) beginnt, bestätigt gefunden. Eine Patientin hat mir berichtet, dass ihr der behandelnde Arzt ebenfalls gesagt habe, dass nach seiner Auffassung (zumindest) bei Hashimoto**-Patienten eine Unterfunktion bereits ab einem TSH-Wert, der minimal über 1 liegt, bestünde.
Gewisse dänische Ärzte vertreten sogar die Auffassung, dass wir uns, um uns wohl fühlen zu können, einen TSH-Wert benötigen, der nur geringfügig von 1 abweicht. Diese Ansicht kann ich bestätigen. Im Laufe von ca. 10 Jahren habe ich folgende Erfahrungen gemacht:
–   Bereits bei einem TSH-Wert minimal > 1 kommt es in der Regel zu einem beeinträchtigten Allgemeinbefinden, vor allem zu Leistungsschwäche, Müdigkeit, Infektanfälligkeit und verzögerter Genesung.
–   Um die Betroffenen effektiv behandeln zu können, musste ich eine, vor allem aus Schilddrüsenhormonen hergestellte, homöopathische Arznei-Kombination gegen Schilddrüsenunterfunktion herstellen. Erst mit ihrer Hilfe gelang es mir, die zuvor bestehende Heilungsblockade in den Griff zu bekommen.

*mU/l = milli-international units per liter = Milli-Einheiten pro Liter
**Angeblich autoimmune, chronische Schilddrüsenentzündung, bei der T-Lymphozyten (körpereigene, weiße Blutzellen) Schilddrüsengewebe zerstören


Schilddrüsenüberfunktion

Eine Überfunktion tritt nach meiner Erfahrung bereits bei einem TSH-Wert < 0,85 (mU/l) auf.
Während eine Unterfunktion sehr häufig vorkommt, tritt eine Überfunktion weit seltener auf – etwa im Verhältnis 20 (Unterfunktion) : 1 (Überfunktion).
Nicht immer kann man an Hand der Symptome allein eine Schilddrüsenüberfunktion von einer -unterfunktion unterscheiden.
Der Grund: Nicht alle Organe befinden sich jeweils in einer Über- oder Unterfunktion. Es handelt sich jeweils nur um ein Überwiegen der jeweiligen Funktionslage. Oft geht eine Schilddrüsenunterfunktion einer -überfunktion voraus.

Fallbeispiel
Das geschah z.B. bei einer Patientin, gut 60. Nach Einnahme der Pille war es, bei erblicher Vorbelastung, bereits mit knapp 15 Jahren zu einer Schilddrüsenunterfunktion gekommen. Im Alter von etwa 60 war die Funktionslage zuerst zu einer Dysfunktion und dann zu einer Überfunktion übergewechselt.
Bei normalem Blutdruck, häufiger Verstopfung und leichten Gewichtsproblemen wiesen allenfalls trockene Haut und Haarausfall auf eine Überfunktion hin. Ihre Schlafstörungen dagegen konnten sowohl auf eine Unter- als auch Überfunktion zurückgehen. Der Verdacht auf einen Shift (veränderte Funktion) kam mir aber schlagartig, als sie mir berichtete, dass sie sich sehr unwohl fühle. Ich riet ihr sogleich, ihren TSH-Wert bestimmen zu lassen.
Die Blutuntersuchung ergab einen Wert von 0,62. Ich verordnete ihr meine unter anderem aus einem Schilddrüsenblocker* hergestellte, homöopathische Arznei-Kombination gegen Schilddrüsenüberfunktion und schnell ging es ihr besser. Auch Haarausfall und Schlafstörungen verschwanden. Ihr Zustand schien sich weiter zu verbessern, bis eine Gallenkolik ihr einen gesundheitlichen Einbruch bescherte. Durch die zusätzliche Einnahme eines Gallensäure-Präparates gehen mittlerweile diese Belastung sowie außerdem zuvor hartnäckig sich haltende, neurologische Beschwerden zurück.

*Medikament gegen Schilddrüsenüberfunktion; hier durch Verdünnen und Verschütteln zu einer homöopathischen Arznei potenziert


Schilddrüsendysfunktion

Liegen mehrere TSH-Werte vor, die mal unter und mal über 1 liegen, kann man, falls die Betroffenen unter einem stark gestörten, therapieresistenten, häufig wechselhaften Allgemeinbefinden leiden, auf eine Schilddrüsendysfunktion schließen.
Hierbei kann es sich um kleinere Schwankungen wie z.B. 1. TSH-Wert: 0,79 und 2. TSH-Wert: 1,42 handeln oder um größere wie z.B. 1. TSH-Wert: 0,82, 2. TSH-Wert: 1,89 und 3. TSH-Wert > 2 mU/l.


Bitte beachten Sie:

Bei ca. einem Viertel meiner Patienten fällt der TSH-Wert zeitweilig ideal aus, d.h. er liegt zwischen 0,85 und 1 und dennoch besteht eine Schilddrüsenfehlfunktion. Besonders bei einer Vergrößerung oder Verkleinerung der Schilddrüse oder Knoten in diesem Organ ist, auch bei einem vorübergehend normalen TSH-Wert Vorsicht geboten. In solchen Fällen, in denen mitunter die Bezeichnung „Euthyreose“ (= gute Schilddrüse – laut Laborwerten, was aber nicht vornherein mit gesunder Schilddrüse gleichzusetzen ist) fällt, lasse ich den TSH-Wert erneut bestimmen, bis sich eine Tendenz zu einer der 3 Funktionslagen abzeichnet. Außerdem orientiere ich mich bei meiner Verordnung an den Symptomen.

19 thoughts to “TSH-Wert: Was sagt er über die Schilddrüse aus?

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